TUNNELBLICK — Der Semmering Basistunnel neu ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte Europas. Neben enormen Investitionen und Bauleistungen müssen auch umfassende bewusstseinsbildende Maßnahmen geschaffen werden, um der Bevölkerung das ÖBB Großprojekt verständlich zu vermitteln. Ein interaktives Ausstellungskonzept, welches einem interessierten Publikum neben Projektinformationen und Baufortschritt vor allem den Tunnelbau selbst eigenständig erlebbar macht.
ÖBB INFRASTRUKTUR AG
Die Österreichische Bundesbahn ÖBB ist der größte Mobilitätsanbieter des Landes. Sie reagiert, durch den Ausbau der Streckennetze und umfangreiche Infrastrukturprojekte, auf das veränderte Mobilitätsverhalten unserer Gesellschaft und investiert so in eine Zukunft auf Schiene. Komfortabler, barrierefreier Personen- und nachhaltiger Güterverkehr sind immerhin ein entscheidender Innovationsfaktor und unerlässlicher Motor der Österreichischen Wirtschaft. Investitionen und Bauleistung der ÖBB Infrastruktur AG verlangen jedoch auch eine umfassende Bewusstseinsbildung gegenüber Bahnkunden, Anrainern und einer interessierten Bevölkerung.
HERAUSFORDERUNG
Im Rahmen des Großprojektes Semmering Basistunnel neu sollte ein Konzept für das in Gloggnitz geplante ÖBB Infocenter entwickelt werden, welches das Tunnelprojekt in allen Phasen der Planung und des Baus - bis zur Inbetriebnahme 2024 - begleiten und flexibel abbilden kann. Das Infocenter darf den Besuchern nicht nur als Ersatz für eine Baustellenbesichtigung dienen, sondern muss die Komplexität des Großprojektes Semmering Basistunnel neu verständlich erklären und vor allem das Thema Tunnelbau anschaulich und spannend vermitteln können.
LÖSUNG
Das Ausstellungskonzept ÖBB Infocenter Gloggnitz, zieht den Besucher über eine dynamische Ausstellungsarchitektur, plastische Präsentation und interaktive Informationsvermittlung unmittelbar in den Tunnel hinein. Den ersten Teil des Infocenters bildet der eigentliche Ausstellungsraum, in dem Hintergrundwissen, sowie Baufortschritt und Informationen rund ums Baugeschehen interaktiv aufbereitet werden. Tübbingartige Leuchtstelen reihen sich Schicht an Schicht seitlich verlagert aneinander und bilden so einen aufgebrochenen "Tunnelraum", in dem sich Infoboxen und Schaukästen mit technischen Exponaten erkunden lassen. Leuchtstreifen an Boden und Decke des Ausstellungsraumes zeigen den Baufortschritt unterschiedlicher Baulose an und verstärken zusätzlich die Bewegungsdynamik des "Tunnelraumes". Diese Darstellungen mit dauerhaft markierten Anfangs- und Endpunkten soll neben dem Fortschritt auch die zeitliche Dimension des Bauprojektes veranschaulichen.
Das Infocenter wurde, als Anlehnung an den unter Tage liegenden Tunnelkörper, bewusst in dunklen Grautönen gehalten — sowohl das dreidimensionale Streckenmodell an der Wand, welches sich wie ein roter Faden durch den Hauptausstellungsraum zieht, als auch die beleuchten Präsentationsflächen, leiten den Blick des Besuchers intuitiv ans Ende des Raumes. Dort befindet sich der zweite Ausstellungsteil, ein maßstabgetreu nachgebauter Schautunnel mit scheinbar anschließendem Gleiskörper. Zwei Rampen führen den Besucher mitten ins Innere des schichtweise abgetragenen Tunnelabschnitts. Die einzelnen Gewerke und Bauschichten eröffnen so auf eindrucksvolle Weise eine unmittelbaren Einblick in die komplexe Anatomie des Semmering Basistunnel neu. Anfassbare Bohrkernproben aus mehreren hundert Metern Tiefe, machen außerdem die komplexen Gebirgsverhältnisse für Besucher greifbar und lassen die Dimension der Bauleistung unter Tage erkennen.
Der dritte Ausstellungsbereich wurde als seitlich gelagerter Multimediaraum und Loungebereich konzipiert. Im Zentrum des Raumes bietet ein - dem ÖBB RailJet nachempfundenes - Sitzmöbel die Möglichkeit sich in Ruhe über mehrere Multimedia Displays informieren zu lassen. Durch die differenzierte Lichtstimmung und Ausstellungsarchitektur hebt sich dieser Teil bewusst vom "Tunnelraum" ab und kann somit in seiner Funktion für wechselnde Themenausstellungen und als kleiner Eventbereich genutzt werden.
Um das Infocenter in allen Phasen der Planung und des Baus flexibel bespielen zu können, wurde auf ein leicht adaptierbares Präsentationssystem zurückgegriffen. Je nach Umfang der Inhalte können die gewölbten Ausstellungsstelen von zwei Seiten bespielt werden. Neben der Nutzung als Informationsfläche können auch Leuchtkästen mit Exponaten, plastische Modelle oder Reliefs integriert werden. Um die Ausstellung für Besucher jeden Alters interaktiv erlebbar zu machen, wurden zudem Präsentationsstelen mit Multitouchpanels und Steuereinheiten vorgesehen — deren Gebrauch von der Simulation des Streckenverlaufes und der selbstständigen Navigation durch Ausstellungsinhalte bis hin zur Steuerung von Bohrkopfanimationen reichen kann.